BOGENSCHIESSEN:
Eine nicht integrierte Lichtgestalt
Die Schützen des Kopernikusgymnasiums sind neuer Schul-Landesmeister im Bogenschießen. Doch die Sportart ringt um Anerkennung
Von Max Konrad
BLANKENFELDE Wenn Uwe Neugebauer-Wallura über seine Hoffnungen und Wünsche spricht, muss er schon in die bildhafte Sprache ausweichen, um seine Lage zu erklären. „Ich möchte nicht mehr, dass der Bogensport als kleiner Kutter neben dem großen Boot fährt“, sagt der Sportberater des Schulamtes Eberswalde, „ich würde gern in das Boot hinein und darin fahren.“ Neugebauer-Wallura meint damit die Probleme der Bogenschützen im Schulsport. Da die Sportart nicht im Programm „Jugend trainiert für Olympia“ enthalten ist, gibt es nur in Brandenburg und Bayern Schul-Landesmeisterschaften, aus denen sich dann die Teams für die Deutschen Schulmeisterschaften qualifizieren.
In diesem Zusammenhang wurde die siebte Brandenburger Schulsportmeisterschaft am Mittwoch in Blankenfelde in der Halle des Kopernikus-Gymnasiums ausgetragen. „Brandenburg ist in diesem Sinne eine Lichtgestalt. Leider sind diese Wettkämpfe auf Landesebene kein Automatismus im Vergleich zu anderen Sportarten. So ist in den anderen Bundesländern eine Qualifikation gar nicht nötig“, erklärt der Sportberater. Der Sportlehrer am Blankenfelder Gymnasium, Stefan Useé, beschreibt diese Situation noch ein wenig anders. „Bogenschießen ist mit Sicherheit eine Randsportart“, beschreibt Useé, „es ist auch ein Lobby-Problem. Meist bekommen die Schüler nicht die richtige Anerkennung für ihre Leistungen.“
Dabei qualifizierten sich die Schützen vom Gymnasium in Blankenfelde in den vorangegangenen Jahren regelmäßig für das Bundesfinale. Dort belegten sie 2008 den vierten Platz und 2009 den dritten Rang. Useé war bei den Events oft dabei, für den Wettkampf im vergangenen Jahr investierte Useé sogar ein freies Wochenende. Allerdings wäre es auch innerhalb der Woche schwierig gewesen.
Der Grund dafür ist, dass die Schule nicht verpflichtet ist, ihre Lehrer für Bogensport-Wettkämpfe freizustellen. „Das hängt wieder mit ’Jugend trainiert für Olympia’ zusammen, da dort Bogenschießen nicht integriert ist“, erklärt Neugebauer-Wallura, „deswegen sind heute zu den Schul-Landesmeisterschaften von 27 Schulen nur zwei Lehrer anwesend.“
Neue Landesmeister sind die Schützen vom Kopernikusgymnasium, die mit einem Vorsprung von fast 100 Ringen gewannen. Einer von diesen ist Phillip Laux. Für ihn ist es der letzte Wettkampf gewesen, da er in diesem Jahr Abitur macht. „Diese Meisterschaften sind schon eine nette Sache. Ich werde sie schon vermissen“, erzählt Laux, der auch für die Blankenfelder Bogenschützen 08 in der 2. Bundesliga Nord schießt. Vernachlässigt von ihren Lehrern oder der Schule fühlen sich die Gymnasiasten allerdings nicht. „Den Lehrern fehlt die Ausbildung. Sie können uns gar nicht so viel unterstützen“, meint Marcel Leutnitz, „ich denke, sie waren immer präsent bei den Veranstaltungen, da immer jemand mitgefahren ist.“ Trotzdem kämpft der Bogensport um Anerkennung. Seit sieben Jahren versuchen verschiedene Initiatoren die Sportart in das Programm von „Jugend trainiert für Olympia“ zu bekommen, da dies ein enormer Imagegewinn wäre und mehr Resonanz bedeuten würde. „Das Problem ist das Kompetenzgerangel zwischen den beiden Verbänden, dem Deutschen Schützenbund (DSB) und dem Deutschen Bogensport-Verband (DBSV)“, erklärt der Schulsportbeauftragte, „beide müssen wollen, dass der Bogensport mehr Beachtung im Schulsport findet. Denn nur mit finanzieller Unterstützung der Verbände ist dies möglich. Aber leider gibt es seit vielen Jahren eine Stagnation auf diesem Gebiet.“ Deswegen setzt sich Neugebauer-Wallura auch für eine Reform der Landesmeisterschaften ein. Diese beinhaltet, dass pro Team zwei Schützen an den Start gehen, nicht drei wie bisher. So könnten mehr Schulen teilnehmen, die sonst nur zwei Einzelstarter schicken. Außerdem könnte dann in Mädchen und Jungs unterteilt werden, was aktuell auch nicht der Fall ist. „Momentan gibt es auch Einzelwertungen. Das entspricht nicht dem Teamsportgedanken des Programms ’Jugend trainiert für Olympia’. Nur wenn wir uns diesem Wettkampfmodus anschließen, steigen unsere Chancen für die Aufnahme in das Programm.“
Quelle: Märkische Allgemeine, Zossener Rundschau, 29.01.2010